A bigger cage is still a prison
Cistem Failure
Im Rahmen der Ausbildung zur Erzieherin wurde immer wieder über Diskriminierung, gesellschaftliche Machtverhältnisse und Inklusion gesprochen und sogar das Berliner Bildungsprogramm selbst ist an verschiedenen Stellen um eine diskriminierungssensible Haltung bemüht. Die Reduzierung unterdrückender gesellschaftlicher Strukturen in Räumen, die für Kinder gedacht sind, scheint in Berlin ein wichtiges Ziel pädagogischer Arbeit zu sein. So weit, so gut. Ich freue mich darüber, auch wenn mir nicht immer gefällt, wie sich diese Grundhaltung in Handlungsleitlinien übersetzt. Meist sind sie in meinen Augen schlicht nicht weit genug gedacht. Beim Lesen von Texten über Inklusion oder diskriminierungssensible Pädagogik oder des Berliner Bildungsprogramms, fällt mir dann immer wieder auf, dass nur von "den Kindern" oder "der Kindergruppe" die Rede ist, auf die eine bestimmte Handlung oder eine Beobachtung oder eine Haltung bezieht. Immer sind die handelnden Erwachsenen aus der Reflexion ausgeklammert. Geht es um Rassismus, ist in der Regel gemeint, dass "die Kinder" lernen sollen, dass Menschen unterschiedlich aussehen, verschiedene Familientraditionen und vielleicht eine andere Herkunft haben können etc. Alle sollen sich in Büchern und Spielzeugen wiederfinden können. So weit, so gut. Aber… Was ist mit den Erwachsenen? Sind es nicht gerade wir Erwachsenen, die Ideen der Ungleichheit überhaupt erst entstehen lassen? Müssen nicht gerade wir unsere Sprache und unsere Haltung gegenüber Diversität reflektieren? An mancher Stelle findet dann immerhin auch das Erwähnung. Trotzdem bin ich noch nicht zufrieden… Ich frage mich: Warum werden überhaupt zwei voneinander ganz verschiedene und nicht miteinander verbundene Gruppen konstruiert? Sind nicht alle, die mit der Tageseinrichtung zu tun haben auch eine Gemeinschaft, in der sich gesellschaftliche Mechanismen auswirken? Warum spricht eigentlich nie jemand über die Macht, die ich als Erwachsene über jüngere Menschen habe? Das ist ungefähr der Weg, der mich zu dieser Arbeit geführt hat. Ich wollte über Inklusion und Diskriminierung schreiben, hatte aber keine genaue Vorstellung, in welchem Bereich eigentlich. Am Ende führte kein Weg mehr an genau dieser Frage vorbei. Nachdem ich mir diese Frage das erste Mal gestellt hatte, ließ sie mich nicht mehr los, in jedem Kontext sah ich das Machtungleichgewicht und niemals sah ich es reflektiert. Mit der enthusiastischen Unterstützung meiner Tutorin (vielen Dank dir, Anne!) stand das Thema fest: Adultismus – so heißt das also. Ich begab mich also auf Spurensuche. Ja, es war wirklich eine Suche nach Spuren der Auseinandersetzung. Es gibt nicht einmal einen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel. Insgesamt fand ich genau zwei Texte, die sich explizit mit Adultismus auseinandersetzen. Zwei! Hier ist ein Dritter: